Momlife-Blog: Persönliche Einblicke über den Umgang mit Fehlgeburt

Bevor du weiterliest, möchte ich eine TRIGGERWARNUNG ansprechen. In dieser Blog-Episode erzähle ich von meiner persönlichen Erfahrung mit einer Fehlgeburt. Außerdem bin ich zutiefst dankbar, dass auch meine Freundin Mel sich dazu entschieden hat, ihre eigene Verlusterfahrung mit uns zu teilen. Bitte nimm dir einen Moment, um für dich selbst zu entscheiden, ob du bereit bist, dich mit den sensiblen Inhalten unserer Texte auseinanderzusetzen.

Wenn dir mein Blog gefällt, würde es mich sehr freuen, wenn du mich unterstützt. Du kannst das tun, indem du eines meiner Bücher erwirbst, zum Beispiel mein neues E-Book “INNER CIRCLE” über den weiblichen Zyklus. Auch Spenden via PayPal sind herzlich willkommen (estherfiesta@hotmail.com). Sowohl das Karma als auch ich danken dir von Herzen für deine Unterstützung!”


DIE KLEINE GEBURT – Meine Erfahrung mit einer Fehlgeburt

Hellgrauer Laminatboden. Ein Wasserspender mit schwarzen Pappbechern, ein Schild mit der Aufschrift: „Bitte zuerst Hände waschen!“. Hinter dem weißen Empfangstresen sitzt eine hagere blonde Sprechstundenhilfe, die mich in ruppigem Ton ins Wartezimmer schickt.

„Kann aber dauern ohne Termin! Wir ham’ Montag!“, sagt sie ohne mich anzusehen und ich frage mich, warum Sprechstundenhilfen oft so gemein sind.

Ich hocke mich ins Wartezimmer, eine Hand auf dem Bauch, die andere am Handy. Immer wieder checke ich die App: Zyklustag 67. Frühe Phase der Schwangerschaft. Im Kopf wiederhole ich mein Mantra: „Es ist alles okay. Es muss alles okay sein. Es ist verdammt nochmal alles okay!“.

Da war wieder Blut am Klopapier heute Morgen. Seit Tagen schon leide ich unter Verstopfung. Manchmal ist mein Bauch so aufgebläht, dass ich die Hosen nicht mehr richtig zu machen kann. Das ist normal, ich habe schon so viel übers Schwangersein gelesen. Meine Hüften werden langsam breiter, die Mutterbänder lockern sich, der Körper stellt sich auf die Geburt ein. Das Hormon Progesteron sorgt für einen trägen Darm, aber das ist mir im wahrsten Sinne des Wortes scheißegal, weil ich mich über jedes noch so kleine Schwangerschaftssymptom freue. Ich beneide die Schwangeren, die sich morgens die Seele aus dem Leib kotzen, weil das für mich ein Beweis dafür ist, dass da wirklich ein Mensch in dir wächst. Zwei schlagende Herzen in einem Körper. Ein Wahnsinnswunder.

Ich hingegen spüre kaum etwas. Wären da nicht die vielen positiven Schwangerschaftstests, die ich immer wieder zur Absicherung mache, würde ich gar nicht merken, dass ich schwanger bin. Nicht einmal meine Brüste tun mir weh und auch das anfängliche Ziehen in der Leistengegend ist verschwunden. Da ist nur diese blöde Verstopfung und dann das Blut am Klopapier, als ich auf der Toilette sitze – und das kam nicht aus meinem Hintern. Zum ersten Mal war es vor zwei Tagen da, im Fitnessstudio, und ich dachte, ich hätte mich vielleicht überanstrengt. „Mach dir keinen Kopf! Wird schon nicht so schlimm sein!“, habe ich mir eingeredet. Aber dann heute Morgen: schon wieder.

Eine Ewigkeit sitze ich in dem Wartezimmer. Neben mir eine Schwangere mit dickem Bauch und ich frage mich, ob die anderen hier vielleicht auch schwanger sind, eher so in meinem Stadium, wo man noch nichts sieht. Mein Blick wandert durch den Raum, bleibt immer wieder in der Ecke mit den Kinderbüchern hängen. Ein hässlicher Hase mit viel zu langen Ohren ziert das Cover eines roten Buches. Ei, Ei, Ei für Lothar. Lothar,Was für ein Kackname. Was für ein Kackmontagmorgen.

Ich versuche in einer der Lesezirkel-Tappert-Gala-Zeitschriften zu lesen, weil ja alles gut ist, weil ich mir bestimmt wieder viel zu viele Sorgen mache. Das sagen doch immer alle: „Mach dir keinen Kopf! Chill mal! Stress dich nicht so!“. Aber die Buchstaben verschwimmen vor meinen Augen und ich fühle mich wirklich nicht danach, als wäre hier alles in bester Ordnung.

Zwei Stunden später ruft die zickige Arzthelferin endlich meinen Namen und fordert mich erstmal dazu auf, mich auf die Waage zu stellen. 72,4 Kilogramm zeigt die digitale Anzeige an. Als die Mitarbeiterin sich umdreht, um das Gewicht in meinen Mutterpass einzutragen, springt es auf 72,3. Aber das sieht die Dame nicht und ich ärgere mich darüber, dass sie mich jetzt schwerer macht, als ich bin. Ich fühle mich vom Pech verfolgt. Überall schlechte Omen. Gestern habe ich Outlander geguckt. Guilty Pleasure, meine Lieblingsserie. Claire, die Protagonistin, war schwanger und ich habe mich mit ihr sehr verbunden gefühlt. Allerdings stockte mir der Atem, denn nach einem tragischen Unfall verlor Claire ihr Baby. Anstatt, die Serie sofort auszuschalten, schaute ich weiter und bekam auch nachts die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Claire, mit gespreizten Beinen blutverschmiert auf einem Tisch liegend und dann dieser finster dreinblickende Arzt, der mit spitzen Gegenständen in ihr herumstochert, während er nebenbei stolz erzählt, dass er auch der Henker des Königs sei und wenn er wolle, einem Menschen das schlagende Herz bei lebendigem Leibe entnehmen könne. Dazu Claires schmerzerfüllte Schreie: „Mein Baby, mein Baby! Bringt mir mein Baby!“. Doch die französische Oberkrankenschwesternonne schüttelte bloß den Kopf. Wie grausam!

Schweißgebadet schreckte ich in der Nacht auf. Jetzt wird mir wieder heiß, als mich die Sprechstundenhilfe endlich ins Behandlungszimmer schickt, wo die Ärztin mir mit dem Ultraschallgerät gefälligst Erleichterung verschaffen soll. Schließlich ist doch alles okay, oder? Das hier ist doch keine Netflix-Serie, die im 18. Jahrhundert spielt. Das hier ist mein Leben. Hier. Jetzt. Ja, da war Blut und ich fühle mich, als würde ich jeden Moment meine Periode bekommen. Aber vielleicht fühlt sich das ja so an, wenn man ein Kind erwartet und ich mache mir wohlmöglich wirklich viel zu viele Sorgen?

An der Wand hinterm Schreibtisch befinden sich ein paar hellbraune Flecken, als hätte jemand dort einmal Kaffee verspritzt. Computerbildschirm, Tastatur, Maus. Ein Medizinschrank, Wattestäbchen, Vaseline. Ein smaragdfarbener Treteimer mit verchromtem Fußteil, zu edel für diesen Raum. Daneben ein länglicher, gelber Behälter mit rotem Deckel.

Untenrum frei machen, breitbeinig auf dem Gynäkologenstuhl Platz nehmen. Hoffen, aber schon am Gesichtsausdruck der Ärztin erkennen, dass etwas nicht in stimmt.

„Oh, liebe Frau! Es tut mir leid!“

Die Stimme der Ärztin klingt dumpf und weit weg. Mein Kopf dröhnt. Ich sitze da, starre auf den Bildschirm des Ultraschallgeräts und das, was ich sehe, sieht so gar nicht aus wie die Ultraschallbilder der 10. Schwangerschaftswoche, die ich in den vergangenen Tagen exzessiv gegoogelt und bei Instagram bestaunt habe. Kein Köpfchen, keine Ärmchen oder Beinchen. Kein Herzschlag, sie sähe keinen Herzschlag, meint die Ärztin in diesem Untersuchungszimmer mit dem blauen Linoleumfußboden und den heruntergelassenen Jalousien, Fenster auf Kipp, direkt zur Innenstadt raus. Unerträglicher Straßenlärm, der sich in meinen Kopf bohrt. Schweißfeuchte Achselhöhlen und Handflächen, die immer noch auf meinem Bauch kleben, um Kontakt zu einem Baby aufzunehmen, das überhaupt nicht mehr da ist, vielleicht nie wirklich da war. Alles was ich auf dem Bildschirm erkenne, ist ein großes schwarzes Loch und eine winzige, transparente Hülle, die verloren darin herumschwimmt.

„Es hat sich nicht weiterentwickelt.“, sagt Frau Doktor. Nicht weiterentwickelt. Schon seit Wochen nicht mehr. Sie schreibt mir eine Überweisung fürs Krankenhaus. Ich soll mich heute noch dorthin begeben: zur Ausschabung.

„Ausschabung?“, rufe ich, weil es sich für mich wie Zerfleischen anhört oder Ausweiden und ich spüre wie heiße Tränen in meine Augen schießen.

„Muss das denn sein? Heute noch?“

Die Ärztin sagt, ich solle mir nicht zu viel Zeit lassen, da ich sonst zu stark bluten könne.

Und dann bricht der Damm in meinen Augen und ich heule. Ich weine so sehr, dass die Ärztin Reißaus nimmt. Es ist die zickige Sprechstundenhilfe, die mich in ein leeres Wartezimmer führt, mir ein Taschentuch und einen Becher Wasser reicht, mir sogar kurz die Hand auf die Schulter legt und auf einmal gar nicht mehr so zickig wirkt.

„Haben Sie jemanden, der sie abholen kann? Ich will Sie so nicht fahren lassen.“ fragt sie. Aber mein Auto steht im Parkhaus und ich will hier einfach nur weg. Weinend und schluchzend verlasse ich die Arztpraxis und fahre unter Tränen nachhause. Ein neues Mantra in meinem Kopf: Heute Morgen war ich noch schwanger.

Ich hatte einen verhaltenen Abort, auch missed abortion genannt. Die häufigste Form der Fehlgeburten, bei der der Embryo (oder Fötus) unbemerkt stirbt und wochen- manchmal monatelang in der Gebärmutter verbleibt. Mein Baby hatte sich vor über zwei Wochen verabschiedet. Bis zu diesem Tag war ich allerdings davon ausgegangen, schwanger zu sein, hatte zahlreiche Schwangerschaftsvideos auf YouTube geguckt, mir Bücher besorgt und allen mir nahestehenden Personen fröhlich von meiner Schwangerschaft erzählt. Was sollte schon schief gehen?

Am Boden zerstört kauere ich jetzt auf dem Sofa und frage mich, wie ich das allen erklären soll. Fehlgeburt. Sowas passiert doch nur anderen? Wie konnte das passieren? Was hatte ich falsch gemacht? Ich mache mir Vorwürfe.

„Ich mache eine Abtreibung und lasse mich scheiden, du Arsch!“, hatte ich schäumend vor Wut gerufen bei diesem großen, dummen Streit mit meinem Mann neulich. Wir waren in der Eisdiele, weil ich Heißhunger auf Spaghetti-Eis hatte. Aber im Milcheis war überall rohes Ei verarbeitet, was Schwangere nicht essen sollen, das hatte ich zumindest gegoogelt. Mein Mann bestellte sich trotzdem vor meiner Nase ein großes Spagetti-Eis mit Erdbeeren und Sahne und ich hatte ihm mit im Munde zusammenlaufendem Wasser vorgeworfen, ein unsolidarischer Egoist zu sein.

„Ach, du nervst!“ rief er daraufhin, was mich nur noch rasender machte. Und dann spuckte meine Wut diesen Satz aus, den ich doch gar nicht so meinte und zutiefst bereue. So ein Drama nur wegen Spaghetti-Eis, wo Menschen in anderen Ländern gar nichts zu essen haben. War das meine Strafe?  Oder hatte ich wohlmöglich etwas Falsches gegessen? Mich überanstrengt? Mir zu viel Stress gemacht? Warum hatte sich ausgerechnet mein Baby nicht weiterentwickelt?

Mein Mann kommt früher von der Arbeit, meine Mutter weint am Telefon und erzählt mir, dass sogar mein Vater laut geweint habe, als sie ihm erzählte: „Das Baby ist nicht mehr da!“

Das ist zu viel für mich. Ich habe meinen Vater noch nie weinen sehen. Alle weinen. Aber es hilft mir nicht. Ich bin und bleibe so wahnsinnig traurig und habe mich selten so allein gefühlt.

Hinzu kommt die Sache mit der Ausschabung, die wie ein Damoklesschwert über meinem Kopf schwebt. Ich will das nicht! Ich will nicht ins Krankenhaus, keine Vollnarkose und auch niemanden, der mir die Reste meiner Frucht aus der Gebärmutter schabt. Was soll ich tun? Führt kein Weg daran vorbei? Ich rufe meine Hebamme an, aber die ist im Urlaub und kann nicht vorbeikommen, um mir zur Seite zu stehen. Doch sie beruhigt mich: „Du kannst auf jeden Fall erstmal abwarten und musst nicht direkt zu der Ausschabung. Es wird nichts passieren, wenn du keine Schmerzen hast. Wenn du sehr starke Blutungen bekommst, solltest du allerdings gehen, wegen der gesamten körperlichen Belastung.“

Ich bin beruhigt, schöpfe neue Kraft. Mein Körper schafft das, denke ich und pfeffere die Krankenhausüberweisung in die Ecke. Ich werde zuhause bleiben und auf den natürlichen Abgang warten, immerhin laufe ich schon seit Wochen mit dem toten Gewebe im Bauch herum. Wenn es jetzt angefangen hat zu bluten, kann es doch gar nicht mehr lange dauern bis die Natur ihren Lauf nimmt. Wenn nicht, kann ich immer noch ins Krankenhaus. Wenn etwas schiefgeht auch. Wieder greife ich zu meinem Handy und recherchiere, lese Erfahrungsberichte anderer Frauen, die Fehlgeburten mit natürlichen Abgängen hatten und bereite mich mental auf die sogenannte „kleine Geburt“ vor. Schmerzhaft soll es sein, keine Frage. Mit echten Wehen. Aber machbar, davon bin ich überzeugt. Ich spüre, dass ich diesen Prozess brauche, um wirklich Abschied zu nehmen und diesen Verlust zu verarbeiten. Und ich brauche es, um neues Vertrauen in meinen Körper zu legen, der mich in den vergangenen Wochen so hinters Licht geführt hat.

Zum Glück im Unglück muss ich nicht mehr lange warten. Zwei Tage später, an einem Mittwochnachmittag, ist es soweit. Mein Mann hat mich zu einem Spaziergang überredet.

„Du musst mal raus!“, sagt er und hat Recht. Draußen wartet das blühende Leben. Es ist warm, die Vögel zwitschern, aber ich habe mich in eine dunkle Ecke auf dem Sofa verbarrikadiert, weil ich das nicht aushalte, weil in meiner Welt gerade alles grau in grau ist. Doch es tut gut die Sonne im Gesicht zu spüren, das muss ich zugeben. Wir fahren in ein Naturschutzgebiet am Rande der Stadt, entdecken einen kleinen, klaren See, den wir noch nicht kannten. Ich kann mich ablenken. Als wir am Ufer stehen und auf das türkisklare Wasser schauen, setzen die Wehen ein. Zunächst fühlt es sich so an, wie die Schmerzen, die ich manchmal im Unterleib habe, wenn ich meine Periode bekomme. Ein unangenehmes Ziehen. Wir machen uns auf den Heimweg und ich merke, dass es im Minutentakt heftiger wird, viel stärker als die gewohnten Periodenschmerzen. Es geht los. Der leblose Zellhaufen in meinem Bauch bahnt sich seinen Weg aus mir heraus. Zuhause lege ich mich wieder zusammengekrümmt aufs Sofa, die Schmerzen steigen an, kommen jetzt in Intervallen, werden so stark, dass ich richtig atmen muss, um sie auszuhalten. Als es kaum noch zu ertragen ist, schließe ich mich im Badezimmer ein und setze mich auf die Toilette.

„Alles okay? Kann ich etwas für dich tun?“, fragt mein Mann besorgt durch die geschlossene Tür, aber ich will jetzt nur alleine sein. Ich stöhne und spüre, wie leichte Panik in mir hochsteigt. Ist hier überhaupt alles in Ordnung? War es wirklich die richtige Entscheidung das hier ohne professionelle Unterstützung durchzuziehen? Als die Schmerzen einen scheinbaren Höhepunkt erreicht haben, spüre ich auf einmal wie etwas aus mir heraus in die Toilette plumpst.  Daraufhin hören die Schmerzen schlagartig auf. War es das? Ich atme auf, wage einen Blick in die Toilette, erkenne nichts, außer mein eigenes Blut. Es ist vollbracht.

Jetzt heißt es ausruhen. Nach der kleinen Geburt folgt ein kleines Wochenbett. Schonung ist angesagt und warten bis die Blutung aufhört. Ich bin krankgeschrieben, liege auf meinem angestammten Sofaplatz, trauere, bin aber gleichzeitig sehr stolz auf meinen Körper und darauf, dass er das gemeistert hat. Einige Wochen später begebe ich mich zurück in die Frauenarztpraxis zur Kontrolle, ob auch wirklich alles abgegangen ist und die Ärztin gibt mir grünes Licht.

„Alles in Ordnung!“

Ich bin erleichtert, entspannter, bereit für einen neuen Versuch. Aber nicht sofort. Erstmal brauche ich eine Pause. Mit lieben Menschen reise ich in den Urlaub und vergesse einfach alles: die Verbissenheit, den strengen Ernährungsplan, die Kräutertees, die Vitamintabletten, den Verzicht, den Druck, Schuld, Scham und vor allem den Abort. Das Warum.

Zum ersten Mal seit langem komme ich zur Ruhe und lerne mich wieder zu entspannen. Im Hier und Jetzt leben, wirklich mal chillen. Bei mir selbst ankommen und erkennen, genauso wie es ist, ist alles gut.


Melanie: “Es war alles wie in einem Horrorfilm”

Im zweiten Übungszyklus hat es bei uns sofort geklappt. Wir waren so froh und aufgeregt und glücklich, und haben es so genossen, schwanger und Eltern sein zu dürfen. Dann war es ein Riesenschock als beim Ersttrimester-Screening festgestellt wurde, dass die Nackenfalte auffällig ist. Die Diagnose Trisomie 21 stand im Raum. Wir haben dann einen Bluttest auf Trisomie gemacht, dem die DNA des Kindes analysiert wird. Die Diagnose bestätigte sich. Dann bin ich zu einem Pränatal-Diagnostiker gegangen, der Feinultraschall macht. Dieser bestätigte dann auch, dass es sich um Trisomie 21 handelte, und stellte zudem noch fest, dass das Baby einen schweren Herzfehler hat und mit allergrößter Wahrscheinlichkeit noch im Bauch sterben würde. Meine Gefühle zu dieser Zeit kann ich schwer in Worte fassen. Es war die schlimmste Zeit in meinem Leben. Ich musste nun entscheiden, ob ich abwarte bis mein Kind in mir stirbt und ich es dann tot zur Welt bringe, oder ob ich die Schwangerschaft beende und mein Kind auch dann still zur Welt bringen muss. Ich war mittlerweile nach all den Untersuchungen in der 16. Woche, und dann ist das Baby schon so groß, dass auf jeden Fall eine Geburt eingeleitet werden muss, auch wenn man die Schwangerschaft beenden möchte. Ich habe natürlich viel mit meinem Partner darüber gesprochen, und mit meiner Mama. Aber am Ende war ich es alleine, die diese Entscheidung treffen musste. Ich merkte, dass meine Psyche es nicht aushalten würde ein totkrankes Kind in mir zu tragen und auf ihren (es war ein Mädchen) Tod zu warten. Also entschied ich mich für den Abbruch.

Nach der Entscheidung ging alles relativ schnell. Ich musste ins Krankenhaus und haben Medikamente bekommen, die Wehen auslösten. Und dann musste ich darauf warten, dass in einer kleinen, stillen Geburt unser Kind tot zur Welt kam. Dabei war ich ganz alleine, da wegen dem Corona-Virus niemand bei mir im Krankenhaus sein durfte. Es war alles wie in einem Horrorfilm. Kalt und dunkel und einsam.

Auf jeden Fall war uns beiden, meinem Partner und mir, klar, dass wir es wieder probieren möchten. Und nachdem die körperlichen Wunden (und die seelischen auch) verheilt waren, starteten wir den nächsten Versuch im November 2020 und es hat tatsächlich sofort wieder geklappt. Also Babys machen können wir anscheinend super! Wir bangten nur sehr, dass es diesmal gesund und lebendig sein würde.

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