MOMLIFE-BLOG: ZWEI STRICHE – Positiver Schwangerschaftstest und die Realität von Schwangerschaftsbeschwerden

In dieser Momlife-Episode teile ich meine persönlichen Erfahrungen mit Schwangerschaftsbeschwerden und den Herausforderungen, die ich nach meiner Fehlgeburt erlebt habe. Dabei offenbare ich auch meine Ängste und Sorgen während der Schwangerschaft. Viel Freude beim Lesen und Entdecken!

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Zwei Monate später. In den vergangenen Tagen spüre ich immer wieder so ein Ziehen im Unterleib. Das beunruhigt mich. Hat die Frauenärztin etwas übersehen? Ist bei meiner kleinen Geburt wirklich alles gut gegangen? Ich werde erneut bei der Gynäkologin vorstellig, aber sie findet nichts auf dem Ultraschallbild.

„Sieht alles in Ordnung aus, Frau Donkor!“

Zur Sicherheit nimmt sie mir Blut ab und sagt, dass sie sich meldet, wenn da etwas auffällig ist.

Das Ziehen verschwindet nicht. Und dann mache ich einen Schwangerschaftstest. Einfach so, ich weiß auch nicht warum. 

Zwei Striche. Ich starre auf den Teststreifen und kann es nicht glauben. Eine feine, aber deutlich sichtbare zweite Linie ist zu sehen. Laut Gebrauchsanweisung auf der Verpackung deutet das auf ein positives Ergebnis hin. Ich halte den Schwangerschaftstest ins Licht und mache ein Foto, schicke es meiner Schwester.

„Siehst du was?“

Und sie sieht es auch. Bin ich tatsächlich wieder schwanger? Viel Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, bleibt mir nicht. Ich habe eine Lesung in Münster und muss mich auf den Weg machen. Als ich am Bahnsteig stehe, ruft meine Frauenärztin an.

„Frau Donkor, der HCG-Wert[1] in ihrem Blut ist so hoch! Kommen Sie doch bitte zeitnah vorbei, dann gucken wir nochmal! Vielleicht sind Sie ja wieder schwanger!“

Just in diesem Moment fährt der Zug ein und seine Türen öffnen sich direkt vor meiner Nase. Ein Zeichen?

Nach meiner Lesung werde ich von den Veranstaltern zum Essen eingeladen. Wie selbstverständlich bestellt einer der Herren eine Flasche Wein, doch ich lehne ab. Immerhin bin ich doch jetzt schwanger, vielleicht.

Ich kann es kaum erwarten, wieder in die Frauenarztpraxis zu kommen. Als es soweit ist, macht die Ärztin erneut einen Ultraschall. Aber wieder findet sie rein gar nichts in meinem Unterleib, was auf einen Embryo hinweisen könnte. Sie stellt mir eine Krankschreibung aus, sagt ich soll in zwei Tagen wiederkommen, um eine Eileiterschwangerschaft auszuschließen. Eileiterschwangerschaft? Mir wird schwindelig. Nicht schon wieder eine Hiobsbotschaft. Tief durchatmen, Esther. Ich fahre nach Hause und versuche zu entspannen, um nicht schon wieder in dieses dunkle Loch zu fallen, aus dem ich gerade erst herausgekrochen war. Ich drehe die Musik laut auf und schüttele meinen ganzen Körper, tanze durch die Wohnung und übe mich in Zuversicht: Dieses Baby lebt und ist gesund. Und siehe da: bei meinem nächsten Termin in der Frauenarztpraxis ist er dann zu sehen, der kleine Fleck auf dem Ultraschallbild. Der Beginn eines neuen Lebens in mir. Wahnsinn!

Da ich bereits eine Fehlgeburt hinter mir habe, verschreibt die Frauenärztin mir Progesteron-Tabletten, die ich in den ersten Wochen dieser Schwangerschaft täglich vaginal einführen soll. Progesteron ist ein Hormon, das schwangerschaftserhaltend wirken soll, da es unter anderem die Gebärmutterschleimhaut erhält und ich nehme diese Vorsichtsmaßnahme diesmal dankend an.

Ich bin wieder schwanger und diesmal spüre ich es so richtig. Meine Brüste schmerzen und die Übelkeit tritt nicht nur morgendlich auf. Sie ist meine stetige Begleiterin. Ich habe keinen Appetit und muss mich oft übergeben. Aufgrund der Corona-Pandemie verhängt mein Arbeitgeber allen Mitarbeiter*innen Homeoffice, worüber ich mich sehr freue. Ich arbeite vom Sofa aus und renne so oft ich möchte aufs Klo ohne meine Schwangerschaft offenbaren zu müssen. Ein Spaß ist das nicht. Ich habe kaum Appetit, bekomme nur Pommes und Salzbrezeln runter. Beim Gedanken an Brokkoli dreht sich mir allerdings der Magen um. Außerdem muss ich ständig spucken. Die gesamte Frühschwangerschaft lang produziert mein Mund so viel Speichel, dass ich öfter speie als ein verärgertes Lama. Eines Tages stehe ich im Supermarkt in einer langen Schlange zur Kasse und merke, wie sich der Speichel in meinem Mund zusammenbraut – so viel, dass ich es nicht herunterschlucken kann, mir übel wird und ich bin kurz davor mich an Ort und Stelle zu übergeben. Als es nicht mehr auszuhalten ist, ziehe ich mir die Maske von der Nase und versuche unauffällig in ein Taschentuch zu spucken. Bei dieser großen Speichelmenge ganz schön schwierig. Von nun an meide ich Einkäufe und auch das Treffen mit anderen, weil einfach keine zehn Minuten vergehen, in denen ich nicht spucken muss. Es ist sehr unangenehm und ich ekle mich. Im Internet versuche ich zu recherchieren, was es mit dieser belastenden Begleiterscheinung meiner Schwangerschaft auf sich hat, aber ich finde kaum Gleichgesinnte. Das Symptom wird als Ptyalismus gravidarum bezeichnet und man könne nichts dagegen tun. 2,4% der Schwangeren sind davon betroffen und es soll häufiger bei schwangeren Frauen aus dem haitianischen und afrikanischen Raum auftreten.

Eigentlich soll das leidige Symptom nach dem ersten Trimester wieder verschwinden, sprich nach 12 Wochen Schwangerschaft. Bei mir klingt das Spucken in der 14.Schwangerschaftswoche langsam ab. Alles was ich tun kann, um damit klarzukommen, ist mich zurückziehen, Bonbons lutschen und einfach regelmäßig ausspucken.

Was mir ein wenig gegen die Übelkeit hilft sind B-Vitamine in Tablettenform, da sie die Hormonproduktion regulieren. Außerdem treibt mich die Zuversicht an. Diese Symptome müssen ein Zeichen dafür sein, dass mit dem Baby alles in Ordnung ist. Schließlich heißt es im Volksmund: wer speit, bleibt. Zumindest habe ich das irgendwo aufgeschnappt und nutze es als mein neues Mantra.

Spuckend, ungeduldig und ängstlich zähle ich ab sofort die Tage bis zum errechnete Geburtstermin. So eine Schwangerschaft ist in drei Trimester eingeteilt und dauert 40 Wochen. Genaugenommen ist Frau also zehn Monate und nicht neun Monate schwanger. Sehnsüchtig warte ich die ersten drei Schwangerschaftsmonate ab und kann den nächsten Termin bei der Frauenärztin kaum erwarten, bei dem ein Ultraschall gemacht werden soll, um zu sehen, ob das Herzchen meines Mini-Babys schlägt. Die Wochen ziehen sich wie Kaugummi und trotz Übelkeit und Schwangerschaftssymptomen, frage ich mich immer wieder, ob ich wirklich noch schwanger bin. Nervös sitze ich dann nach ellenlangen Wochen endlich wieder im Gynäkologen-Stuhl. Und dann ist es soweit: die Ärztin präsentiert mir das kräftig schlagende Herzchen meines Babys. Ich bin so erleichtert.

Trotzdem verschwinden meine Sorgen nicht. Ich bin angespannt, achte penibel darauf, alles richtig zu machen. Hüpfte ich in der ersten Schwangerschaft noch unbedarft durch die Gegen, traue ich mich jetzt nicht mal Sport zu machen. Immerhin könnte ich mich überanstrengen und wohlmöglich eine weitere Fehlgeburt provozieren. Ich esse auch keine Salami, keinen rohen Schinken oder Lachs und wasche mein Obst und Gemüse akribisch, wegen der Gefahr auf Salmonellen, Listerien und Toxoplasmose – alles Bakterien und Infektionen, die meinem Kind erheblich schaden können. Nach meiner Fehlgeburtserfahrung und mit den fünfundreißig Jahren, die ich mittlerweile auf dem Buckel habe, gelte ich als sogenannte „Risikoschwangere“. Diesmal will ich also auf Nummer Sicher gehen und vereinbare zusätzlich zu den Vorsorgeuntersuchungen bei meiner Frauenärztin auch einen Termin für ein Ersttrimester-Screening in einer Praxis für Pränatal-Diagnostik. Bei der Untersuchung in der Spezialpraxis wird mein Blut untersucht und via Ultraschall geschaut, ob sich das heranwachsende Baby in mir gesund entwickelt. Unter anderem wird die Nackenfalte des Fötus ausgemessen. Ist diese zu dick, kann das auf eine Chromosomenstörung hinweisen. Ich bin sehr nervös. Gedanken darüber, wie es weitergeht, wenn irgendetwas nicht stimmt, haben Alex und ich uns schon gemacht. Wir sind allerdings zu keinem nennenswerten Ergebnis gekommen. Glücklicherweise verläuft die Untersuchung aber gut. Das Baby lebt und ist kerngesund. Nur meine Blutwerte weisen ein Risiko auf Schwangerschaftsvergiftung auf. Ein weiterer Schock! Was meinen die mit Vergiftung? Ist das gefährlich? Die sogenannte Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie) ist ein Krankheitsbild, das unter anderem mit Bluthochdruck und Störungen der Nieren- und Leberfunktion einhergehen kann. Es kann zu einer Unterversorgung des ungeborenen Kindes und einem Wachstumsstillstand kommen und sowohl für Mutter als auch für das Kind tödliche Folgen haben. Erneut versuche ich nicht in Panik zu geraten. Auch die Ärztin beruhigt mich und verschreibt mir niedrig dosiertes Aspirin, was dabei helfen soll, die Präeklampsie vorzubeugen. Außerdem soll ich gut essen und mich ausreichend bewegen. Das mit dem Essen ist für mich kein Problem. Mein Opa hat mir nicht umsonst den Spitznamen „Essi“ gegeben und die Schwangerschaft ist für mich ohnehin eine gute Ausrede mehr reinzuhauen als üblich, schließlich esse ich für zwei. Was den Sport angeht, nehme ich fortan all meinen Mut zusammen. Ich beginne leicht, gehe häufiger spazieren und mache ganz simple Yoga-Übungen. Gegen Mitte und Ende der Schwangerschaft laufe ich dann zu Höchstformen auf und mache Sport für Schwangere via YouTube, was mir sogar Spaß macht und den Kopf von all meinen Sorgen befreit. was ich streng befolge und zum Glück tritt bei mir in der Schwangerschaft keine Präeklampsie auf.

Die Sorglosigkeit hält allerdings nicht lange an. Als ich in der siebzehnten Schwangerschaftswoche bin, wache ich eines nachts mit einer vollen Blase auf und gehe aufs Klo. Aber so dringend ich auch muss, ich kann einfach kein Wasser lassen. Der Druck wird unerträglich, so sehr, dass Alex mich mitten in der Nacht ins Krankenhaus fährt, weil einfach nichts kommt und ich befürchte sonst zu platzen. In der Klinik mache ich dann meine erste Erfahrung mit einem Katheter und atme vor Erleichterung auf. Der behandelnde Arzt stellen bei mir eine leichte Gebärmuttersenkung fest, die wohl dazu geführt hat, dass meine Harnröhre kurzfristig blockiert war. „Dadurch, dass Ihr Bauch wächst, kann die Senkung vorübergehend sein und sich wieder zurückbilden, sobald der Bauch größer geworden und die Gebärmutter weiter nach oben gewandert ist.“, sagt er.

Trotzdem empfiehlt mir meine Frauenärztin ein Pessar einsetzen zu lassen. Ein Pessar ist eine Art Ring, der in die Scheide eingesetzt wird und dem Beckenboden Halt gibt. Sie schickt mich erneut ins Krankenhaus, wo ich zunächst stundenlang warte, bis mich ein Arzt von der Sorte McSexy auf den Gynäkologen-Stuhl bittet und mir zwischen die Beine schaut. Er sagt mir, dass so eine Gebärmuttersenkung dazu führen könne, dass meine Gebärmutter bei der Geburt herausrutschen könnte und erneut bleibt mein Herz fast stehen vor lauter Panik und Selbstvorwürfen: warum habe ich mich nicht noch besser auf die Schwangerschaft vorbereitet und meinen Beckenboden trainiert? Jetzt haben wir den Salat. Ich behalte das Pessar ungefähr bis zur 34. Schwangerschaftswoche, obwohl es bereits viel früher hätte entfernt werden können. Aber ich habe zu viel Angst davor, dass mein Beckenboden mein Kind nicht tragen kann, wenn man den Stöpsel vorher zieht.

Eine weitere lästige Begleiterscheinung meiner Schwangerschaft ist ein zunächst undefinierbarer, starker Husten. Er tritt oft auf und ist sehr unangenehm – vor allem in Zeiten einer weltweiten Pandemie, in der Husten das Hauptsymptom der gefürchteten Erkrankung ist. Mein Husten ist teilweise so stark, dass ich mich davon übergeben muss, ich kann ihn nicht kontrollieren und auch die Ärzte können mir nicht wirklich helfen. Wahrscheinlich leide ich unter einem stillen Reflux, das ist eine Art gasförmiges Sodbrennen, was ja auch ein allgemein bekanntes Schwangerschaftssymptom ist. Übelkeit, Erbrechen, Risiko auf Schwangerschaftsvergiftung, ein Pessar und bestialischer Husten. Ich bin mit meinen Nerven am Ende und zudem total verängstigt, weil ich sehnsüchtig auf die ersten Kindsbewegungen warte. Ich kaufe mir sogar ein Stethoskop und sitze fast manisch auf meiner Bettkante, um meinen Bauch nach dem Herzschlag des Babys abzuhören. Ist wirklich alles in Ordnung da drin? Macht mein Körper mir nicht doch etwas vor? Ich zähle die Wochen zur Geburt, kontrolliere via Apps und Büchern die Meilensteine, die das Ungeborene in mir in den jeweiligen Schwangerschaftswochen erreicht haben muss. Die Zeit bleibt stehen, vergeht viel zu langsam. Da wir uns mittlerweile im Lockdown befinden, kann ich mich nicht wirklich ablenken. Treffen mit Freunden sind eingeschränkt. Mein Mann und ich können nicht Essen gehen, in die Therme oder ins Kino gehen. All die Dinge, die man halt nochmal so macht, bevor man Eltern wird, bleiben uns verwehrt. Ich verbringe sehr viel Zeit alleine mit mir selbst und meinen angsterfüllten Gedanken. Und ich traue mich kaum, es auszusprechen, aber: ich bin nicht gerne schwanger. Meine Schwangerschaft ist kräftezehrend und ich blicke neiderfüllt auf all die Frauen, die ihre Babybäuche strahlend durch die Gegend tragen, als wären sie Luftballons und das Schwangersein die pure Freude. Je dicker mein Bauch wird, desto mühseliger wird mein Alltag. Ich kann kein Fahrrad mehr fahren, weil es mir Schmerzen bereitet, komme die Treppen schwer hoch – und wir wohnen unterm Dach ohne Aufzug. Nach einigen Monaten ereilt mich dann eine quälende Verstopfung.

„Jetzt platze ich wirklich bald!“, jammere ich während ich auf dem Klo hocke und verzweifelt versuche ein großes Geschäft zu erledigen, ohne dabei zu feste zu drücken. Schließlich wurde mir gerade ein Pessar eingesetzt und ein Arzt in der Uniklinik hat mir prophezeit, dass meine Gebärmutter herausfallen könne, wenn ich bei der Geburt zu stark presse. Also lieber kein Risiko eingehen! Umständlich versuche ich mit zwei Fingern das Pessar in mir zu fixieren und gleichzeitig den Stein aus meinem Darm zu „atmen“. Dabei fühle ich mich einmal mehr gedemütigt vom Leben. Und dann klebt wieder Blut am Klopapier und die Panik steigt in mir auf. Sofort fährt Alex mich ins Krankenhaus, wo ich einen ganzen Tag lang im Warteraum verbringe, nur um von einer überarbeiteten Ärztin das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass ich mich ein bisschen anstelle. Es ist alles in Ordnung.

Und dann eines Tages, ich sitze ich erschöpft nach einer weiteren Hustenattacke auf dem Sofa, da bewegt sich etwas in meinem Bauch. Wie ein kleiner Fisch im Wasser fühlt es sich an, eine kleine sanfte Welle. Dann noch eine. Das Baby bewegt sich, ich spüre es! Es lebt und es bewegt sich. Mir schießen die Tränen in die Augen. Von da an spüre ich den kleinen Mann in mir regelmäßig. Ich fasse neuen Mut. Trotz all den leidlichen Umständen werde ich entspannter, kann endlich aufatmen. In mein Schwangerschaftstagebuch schreibe ich: „Die Sonne scheint mir auf den Bauch. Vitamin D, Musik auf dem Balkon, und leichte Stupser unter der Bauchdecke. Liebe.“ 


[1] HCG ist die Abkürzung für das Schwangerschaftshormon humane Chorion Gonadotropin und entsteht, wenn sich ein Embryo in die Gebärmutterschleimhaut einnistet.

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