Schwanger werden: Momlife-Blog über die Herausforderungen und Mythen

Willkommen zum zweiten Kapitel meines Mamamodus-Blogs, in dem ich meine Erfahrungen aus dem Momlife teile. Diesmal tauchen wir in das Thema Schwangerschaft ein und erkennen, dass der Weg dorthin oft komplexer ist, als wir annehmen.

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Knick-Knack, Eizelle befruchten lassen: in neun Monaten ist das Baby da! Der schnellste Weg zur Schwangerschaft ist ungeschützter Sex mit einem Mann. Im wahrsten Sinne des Wortes: kinderleicht. So dachte ich zumindest immer. Entsprechend überrascht bin ich, als nach unserem ersten Versuch meine Periode folgt.

Es mag Frauen geben, die sehr schnell schwanger werden – manchmal sogar ungewollt. Allerdings gibt es auch Etliche, bei denen klappt das mit dem Schwangerwerden nicht so ohne Weiteres. Eine Bekannte von mir leidet zum Beispiel unter Endometriose – eine der häufigsten Krankheiten des weiblichen Unterleibs. Die damit verbundenen Wucherungen und Zysten verursachen oft nicht nur starke Schmerzen, sondern können mitunter die Eileiter verkleben, was eine Schwangerschaft erschwert.[1]  

Bei einer anderen Frau in meinem Bekanntenkreis stellte sich nach langem, erfolglosem Probieren heraus, dass ihr Partner unfruchtbar war. Beide Frauen wählten letztlich den Weg der künstlichen Befruchtung und zahlreiche Frauen tun es ihnen nach. Es gibt diverse Gründe dafür, dass es mit dem Babymachen nicht so funktioniert wie wir es aus dem Aufklärungsbuch kennen. Sei es, durch Autoimmunerkrankungen, dass sie keinen Partner an ihrer Seite haben oder mit dem männlichen Geschlecht sexuell so überhaupt nichts anfangen können. Das Thema „Kinderkriegen“ kann ein schmerzhafter Trigger sein ist oft mit einem Weg des Leidens verbunden. Der Gang zum Arzt kann helfen, ungeahnte Ursachen ausfindig zu machen, wenn es mit dem Kinderwunsch nicht klappen sollte. Ich ließ mich also durchchecken und meine Frauenärztin gab mir grünes Licht.

Ist Frau körperlich fit und hat einen fruchtbaren Partner mit dem sie gerne mal ein Schäferstündchen abhält, ist die Sache mit dem Babymachen trotzdem noch nicht so einfach, wie ich mir das als Teenie-Mädchen immer gedacht hatte. Ich war lange Zeit davon ausgegangen, dass ich zu jedem x-beliebigen Zeitpunkt schwanger werden könne und deshalb äußerste Vorsicht geboten sei. Erst als ich begann, mich intensiver mit meinem Zyklus auseinanderzusetzen, wurde mir klar: auch der richtige Zeitpunkt spielt eine tragende Rolle. Das Fenster für eine erfolgversprechende Befruchtung ist verschwindend klein und unsere Eizellen können nur wenige Tage im Monat (und zwar um den Eisprung herum) befruchtet werden. 

Bei einem hypothetischen Zyklus von 28 Tagen findet der Eisprung ungefähr 14 Tage nach dem ersten Tag der Periode statt. Im Normalfall springt dann ein befruchtungsfähiges Ei aus seiner Hülle und wandert durch den Eileiter in die Gebärmutter. Und genau dieser Eisprung markiert die fragile Phase, in der das Ei befruchtet werden kann. Hinzu kommt, dass so ein Eisprung auch gar nicht jeden Monat von statten gehen muss. Viele Frauen haben ihren Eisprung nur alle paar Monate oder nur wenige Male im Jahr.

Ich gehöre zu der Sorte Frau, die die Eisprungphase durch ein Ziehen im Unterleib spürt, den sogenannten Mittelschmerz. Allerdings zwickt und zieht es bei mir auch nicht jeden Monat und nach intensiven Recherchen darf ich erfahren, dass dieses Ziehen nicht unbedingt für den Eisprung an sich steht. Der Mittelschmerz kann auch erst nach dem erfolgten Eisprung einsetzen oder davor. Ein verlässliches Anzeichen für den Stichtag ist der Mittelschmerz also auch nicht. Na toll! Weil ich es unbedingt richtig machen will, suche ich nach weiteren zuverlässigen Methoden, um den Eisprung genau zu bestimmen. Bei der Temperaturmethode misst die Frau allmorgendlich ihre Körpertemperatur. Steigt die sogenannte Basaltemperatur an, soll dies ein Anzeichen für den Eisprung sein. Die Methode scheitert allerdings an meiner mangelnden Disziplin und ich greife auf Altbewährtes zurück. Schon in jungen Jahren hat meine Mutter mir eingebläut, dass ich mir jedes Mal in den Kalender eintrage, wann ich meine Tage bekomme. Den Kalender löse ich durch eine App ab, die mir auch den Eisprung berechnet. Außerdem kaufe ich mir sogenannte Ovulationstests, um meine fruchtbaren Tage zu messen. Ovulationstests funktionieren ähnlich wie Schwangerschaftstests, frau pinkelt drauf. Anschließend zeigt der Test die Konzentration des luteinisierenden Hormons (LH) im Urin an. LH ist etwa 24 bis 36 Stunden vor dem Eisprung erhöht und dafür verantwortlich, dass die reife Eizelle aus dem Eierstock austritt. Je deutlicher die Linie auf dem Ovulationstest, umso wahrscheinlicher also ein naheliegender Eisprung.

Puh, alles ganz schön unromantisch, dieses Babymachen. Und es geht sogar noch weiter.

„Schlafen Sie alle zwei Tage in der Woche vor dem Eisprung und am Tage des Eisprungs miteinander. Aber bloß nicht jeden Tag, sonst verlieren die Spermien an Qualität! Und am besten das Becken nach dem Sex hochlagern, so haben die Spermien es einfacher in die Gebärmutter zu gelangen.“, predigt eine Ärztin für spätes Mutterglück auf ihrem YouTube-Kanal – und ich beginne, das Sexleben mit meinem Mann präzise zu planen.

Schatz, wir müssen jetzt Sex haben! Ich bin in meiner fruchtbaren Phase!“

„Ich habe aber gerade so gar keine Lust!“

„Ich auch nicht! Wir müssen aber!“

Aaah!

Stress pur! Total verkopft und wissenschaftlich. Meine Periode kommt trotzdem Monat für Monat wieder. Dass es am Stress und mangelnder Leidenschaft liegen könnte, kommt mir nicht in den Sinn. Verkrampft suche ich nach weiteren Techniken, mit deren Hilfe ich eine Schwangerschaft begünstigen kann und bekomme Kopfzerbrechen, weil es mit der Befruchtung einer Eizelle allein nicht getan ist. Ein befruchtetes Ei legt einen beschwerlichen Weg durch den Eileiter in die Gebärmutter zurück, wo es sich dann einnisten muss – und dass schafft es nicht immer. Zum Glück gibt es zahlreiche Hormone im Körper, die so eine Einnistung begünstigen. Um diese zu aktivieren, kann man auf Hilfsmittel zurückgreifen. Ich finde heraus, dass bestimmte Kräuter den Eisprung fördern und die Gebärmutterschleimhaut aufbauen können: Himbeerblätter und Frauenmantel. Na, Gott sei Dank!

Das regelmäßige Trinken von Himbeerblättertee in der ersten Zyklushälfte soll zyklusregulierend und entzündungshemmend sein. Himbeerblätter beinhalten pflanzliche Phytohormone, die dem weiblichen Hormon Östrogen ähneln, das wiederum den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut begünstigt und die Eizellreifung vorantreibt. Außerdem wird Himbeerblättertee eine krampflösende, beruhigende und hormonausgleichende Wirkung nachgesagt, die nicht nur Schmerzen während der Periode, sondern auch die Symptome des prämenstruellen Symptoms lindern soll. Wie geil ist das denn! Schlechte Laune, Schmerzen, Wassereinlagerungen. Ich bin ein PMS-Monster, also nichts wie her mit diesem Tee!

In der zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung ist es an der Zeit, das Heißgetränk zu ändern. Frauenmanteltee steht jetzt auf dem Plan. Wie der Name des Krauts erahnen lässt, soll Frauenmantel ein Mäntelchen um die Frau legen. Bestandteile im Frauenmanteltee ähneln dem Hormon Progesteron, was die Gebärmutterschleimhaut aufbaut und schwangerschaftserhaltend wirken soll.

Ich laufe in den nächsten Teeladen und erkläre der Verkäuferin voller Begeisterung, wonach ich suche.

„Ich möchte schwanger werden und die Tees sollen mir dabei helfen!“

Die Verkäuferin lacht: „Ja, wenn man daran glaubt! Viel Glück!“

Ich versuche mich von ihrem Kommentar nicht beirren zu lassen. Was hat das bitteschön mit Glauben zu tun? Schließlich habe ich es genauestens recherchiert. Das Trinken dieser natürlichen Mittel wird seit Jahrhunderten von Hebammen empfohlen und die sind schließlich Profis, wenn‘s um Babys geht. Um das Ganze auch von wissenschaftlicher Seite zu untermauern, beginne ich auf Anraten meiner Frauenärztin damit, Folsäure zu mir zu nehmen.

Folsäure ist ein Vitamin, das der Körper benötigt, aber nicht von selbst produziert. Es gehört zu den B-Vitaminen und ist zum Beispiel in grünem Blattgemüse, Tomaten oder Hülsenfrüchten enthalten. In Sachen Schwangerschaft werden allerdings folsäurehaltige Zusatzpräparate empfohlen, da bei einem Folsäuremangel das Baby zum Beispiel mit einem offenen Rücken geboren werden.

Ich habe also Sex nach Terminkalender, schlucke Vitaminpillen, trinke eklige Tees, die mit einem Roibuschtee-Vanille nicht zu vergleichen sind, ich ernähre mich gesund, verzichte auf Alkohol und meine geliebte Schokolade(Zucker, ganz schlecht!)und fange wieder mit Sport an, um mich körperlich fit zu halten (auch das wird als wichtige Voraussetzung für eine Schwangerschaft suggeriert). Alles in allem bin ich ziemlich streng mit mir selbst und versuche unter Druck eine Schwangerschaft zu forcieren.  

So wie mir ergeht es wohl vielen Frauen: aus den unterschiedlichsten Gründen sind wir zunächst darauf getrimmt, möglichst lange kein Kind in die Welt zu setzen und tun alles dafür, diese zwei Striche auf dem Teststreifen zu vermeiden. Mittlerweile glaube ich aus psychosomatischer Sicht macht das etwas mit uns und unseren Körpern. Nach all den Jahren der Ablehnung habe ich im Nachhinein das Gefühl, dass mein Körper erstmal auf meinen neuen Sinneswandel klarkommen musste. Der zusätzliche Stress, den ich mir machte, trägt auch nicht gerade dazu bei, dass es direkt hinhaut.

Und doch zeigen sich eines Tages zwei Streifen auf dem Schwangerschaftstest. Die harte Arbeit, hat eine Frucht getragen.  


[1] Vgl.: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/endometriose/ (8.2.2022, 10:18 Uhr)

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