INESCAPABLE

meenebeene

Raus aus der Komfortzone! Wie ich morgens dachte, ich bleib‘ liegen und abends nackt Tischtennis spielte.

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Wohlfühlzone

Ein Rapper sagte mal zu mir: „Raus gehen und machen – das ist HipHop!“

Und eigentlich hatte ich mir auch fest vorgenommen öfter „nein“ zu den falschen und „ja“ zu den richtigen Dingen zu sagen, mich noch mehr zu öffnen und meine Introversion niemals siegen zu lassen. Gute Vorsätze.

Aber jetzt ist Montagmorgen. Zwar Pfingsten und frei, aber der Regen klatscht auf die Dachfenster. Ich liege im Bett und will nicht raus. Kann ich nicht einfach alles abblasen, was da heute noch so kommen soll? Es ist zu gemütlich. Hier fühle ich mich wohl.

Handy und Google helfen weiter. Artikel über die Komfortzone und das limbische System im Hirn, das zwanghaft versucht, uns vor lauernden Gefahren zu schützen. Wie ein strenger Vater lässt dieses Hirnareal immer dann die Alarmglocken läuten, wenn wir uns neuen, unbekannten Situationen aussetzen. Veränderung bedeutet Gefahr und vor der sollen wir bitteschön beschützt werden. Angst ist Schutz. Fürs limbische System. „Bleib mal lieber da wo du bist, ist eh bequemer!“, sagt es.

Ich lass‘ mir aber nicht gern was sagen (#kindheitstrauma, ich schrieb darüber…), darum stehe ich auf und sehe ein, dass mich meine Faulheit wirklich nicht weiterbringt, weil der Kaffee leer ist. Kalt duschen soll man, um sich zu überwinden. Wie eklig. Worst-Case-Szenario, Best-Case-Szenario. Alles nichts für mich. Heute mach‘ ich einfach mal. Ja, ja, ja. Punkt. Nein, Ausrufezeichen!

„Was hältst du von der Flora im Tropenhaus? Würdest du dir das zutrauen? Kann etwas frisch werden. Aber wäre grandios!“

Tamaras Nachricht, eine weitere Hürde. „Bloß nicht!“, schreit Limbi. Aber ich texte zurück: „Aaaah….ja okay. Klar, bin dabei. Raus aus der Komfortzone!

Photo: Tamara Bertran
Foto: Tamara Bertran

Raus aus der Komfortzone

Ich bin verabredet mit Tamara Bertran und Skor72. Wir wollen Fotos machen mit Schriftzügen, auf meinen Körper gemalt. Die beiden holen mich ab und wir fahren ins Café Rotkehlchen. Lernen uns kennen. Reden übers Leben. Über die Kunst. Über Aufbruchsstimmungen, das  Hamsterrad, Freiheit und das eigene Ding. Über Alters-WGs und darüber, die alteingesessenen Normen zu entstauben. Kaffee und Musik.

Dann fahren wir ins Haus der Wunder. Vogelsangerstraße. Nicht ins Tropenhaus. „Puh!“, seufzt Limbi. Mir ist es mittlerweile wirklich egal. Der Schweinehund ist zuhause geblieben.

Tamara richtet die Location ein. Mit kritischem Auge. Fotografin. Multitalent. Sie arbeitet im Film- und Fernsehbereich (zufällig auf dem gleichen Bürogelände, wie ich), ist gelernte Köchin, hat einen Abschluss in der Farb- und Raumgestaltung. Noch so viele Dinge, die sie stören. Die blauen Neonröhren zum Beispiel oder das dunkelbraune Wildledersofa. „Das geht gar nicht!“, sagt sie und ich muss an mich selber denken. Pickelnarben auf dem Rücken, Cellulite, großer Bauch nach dem Essen. Skor will mir die „Go“-Lyrics von Twit One auf den Körper schreiben.
“…The shape of my body…pieces of me…inescapale…”.
Der Track gefällt mir, warum denn nicht? Außerdem passt es ja. Irgendwie. Buchstaben. Schreiben. Das bin ich.

Ich bin jetzt dreißig und ohnehin eine Spätzünderin. Bauchnabelpiercing erst mit einundzwanzig. Bis heute noch immer kein Tattoo, weil ich mich verdammt nochmal für kein Motiv entscheiden kann, dass mir dauerhaft gefällt (Vorschläge nehme ich gerne an). Besser wird’s nicht. Nur älter, schlaffer, müder. Wenn nicht jetzt, wann also dann?

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Foto: Tamara Bertran

Alles ist gut. Reden. Schreiben. Knipsen. Analog. Nicht digital. Tischtennis spielen und gute Musik. Ohne Highspeedvolumen, abgeschnitten von der Außenwelt beim Lieferservice anrufen. Nicht online bestellen. Klassisch. Frühlingsrollen und Extrareis. Der Reis reicht nämlich nie.

„Uns Deutschen fällt es so verdammt schwer, mit Komplimenten umzugehen.“, bemerkt Tamara. Recht hat sie.

Am Ende des Tages habe ich nicht nur meine Hemmungen und einen weiteren Teil meiner Höhenangst überwunden. Auf meinem Rücken prangt der Schriftzug „Inescapable“ als abwaschbares Ganzkörpertattoo. Unausweichlich. Unumgänglich. Unentrinnbar. Wie die Zeit.

Earl Chinna Smith sagt in „Jah Rastafari“: „Du musst dich öffnen, denn sonst verweigerst du dich allem. Wenn du dich öffnest, kannst du immernoch das, was du nicht magst wegschieben. Aber wenn du zumachst, dann sperrst du alles aus. Open heart, open mind, open ears.

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Foto: Tamara Bertran

In diesem Sinne: Wenn du nur ein bisschen glücklich leben willst, ist es unumgänglich öfter mal die Komfortzone zu verlassen.

Und zum Thema Komplimente: Tamara Bertran ist nicht nur ein duftes Mädchen, ihre Fotos sind der Hammer! Einige ihrer Werke werden am 13.6.2015 bei einer Vernissage & Launchparty in der Galerie Pop68 im Belgischen Viertel ausgestellt. Auch der talentierte Skor72 stellt aus und zwar ab dem 14.6. im Trafo in Jena.

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Ttnis
Foto: Tamara Bertran

 

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